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Richtig Zähneputzen:
Alles zum Thema Zahnpflege

Richtig Zähneputzen – Lernen Sie die perfekte Zahnputztechnik

Jeder weiß, dass wir täglich unsere Zähne putzen müssen. Aber was bedeutet richtig Zähneputzen? Wie oft und wie lange Zähneputzen? Vor oder nach dem Frühstück? Zahnseide gewachst oder ungewachst? Zahnbürste elektrisch oder manuell? Was ist die beste Zahnputztechnik, mit der die Zähne wirklich sauber werden? Bei diesen Fragen sind sich viele Leute nicht mehr so sicher.
Hier erfahren Sie ganz ausführlich alle Tipps und Tricks zum Thema richtige Zahnpflege. Werden Sie mit dieser Anleitung zum Zahnputz-Profi!

Überblick

Liebe Patientin, lieber Patient!

Viele Leute klagen darüber, dass sie schlechtes Zahnmaterial haben und deswegen oft zum Zahnarzt müssen.

„Ich hatte schon immer schlechte Zähne.“

 

„Leider habe ich schlechtes Zahnmaterial.“

 

„Die schlechten Zähne liegen bei uns in der Familie, schon meine Mutter hatte immer Probleme.“

– so berichten PatientInnen oft

Die allermeisten Menschen bekommen im Laufe ihres Lebens Füllungen zuerst bei den hinteren Zähnen. Aber warum ist das so? Wenn jemand schlechtes Zahnmaterial hat, müssten doch alle Zähne gleichermaßen kaputt gehen, und nicht nur die hinteren!
Die Antwort ist: eine wirklich erblich bedingte Zahnschmelz-Fehlbildung ist zum Glück extrem selten und führt meistens dazu, dass wirklich alle Zähne gleichzeitig schon sehr früh im Leben zerstört sind. Viel eher sind schlechte Angewohnheiten und eine schlechte Zahnputztechnik schuld an Karies. Und zu wenig Gründlichkeit beim Putzen der hinteren Zähne, die ja auch schwierig zu erreichen sind, führt dann dazu, dass diese als erstes zerstört werden.

Die meisten Menschen haben das Gefühl, sehr brav zu putzen und verstehen nicht, wieso es dann trotzdem immer wieder zu Problemen kommt. Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass viele Leute die gleichen Fehler machen: keine Zahnseide, viel zu kurzes Putzen, zu viel Druck beim Putzen, oder falsche Bürstenbewegungen. Oft werden die Zähne nebenbei geputzt, man ist mit den Gedanken ganz woanders und ist es überhaupt nicht gewohnt, sich sich selbst beim Putzen im Spiegel zu kontrollieren.

Wie Karies vorbeugen?

Diese Anleitung soll Ihnen helfen, die perfekte Zahnputztechnik zu lernen, sodass Sie Ihre eigenen Zähne ein Leben lang behalten können und Ihr Zahnarzt bei Ihnen (außer der regelmäßigen Kontrolle) nie wieder etwas zu tun hat!

 

Die richtige Zahnputztechnik kann extrem viel bewirken! Wenn Sie sich in Zukunft die nötige Zeit beim Zähneputzen nehmen, sind sogar schlechte Ernährungsgewohnheiten oder Süßigkeiten kein wirkliches Problem für die Zähne.
Also stellen Sie sich darauf ein, dass Sie das Zähneputzen völlig neu lernen müssen und in Zukunft auch mehr Zeit im Bad einplanen werden.

Allgemeines zum Zähneputzen

Wie oft und wann Zähneputzen?

Die Zähne müssen ohne Ausnahme jeden Tag in der Früh und am Abend geputzt werden. Wenn Sie wirklich gründlich sind und die Regeln in diesem Text befolgen, ist zweimal am Tag völlig ausreichend. Besonders am Abend sollte man sich wirklich viel Zeit nehmen, um die Speisereste, die sich tagsüber an den Zähnen angeklebt haben, sorgfältig zu entfernen. Wichtig ist, dass Sie, auch wenn Sie wirklich müde sind oder es spät ist und Sie überhaupt keine Lust darauf haben, das Zähneputzen trotzdem nie auslassen.

Zähne putzen vor oder nach dem Frühstück?

In der Früh sollte man entweder vor dem Frühstück die Zähne putzen, oder ungefähr eine Stunde danach. Genauso sollte man nach dem Abendessen noch eine Stunde warten, ehe man die Zähne putzt. Der Grund ist, dass durch die Nahrung, aber auch durch Säfte, die Zahnoberflächen ein bisschen „aufgeweicht“ werden (der Zahnschmelz wird durch die Säure in der Nahrung empfindlicher) und erst nach circa 1 Stunde erreicht er wieder seine endgültige Härte. Wenn man sich also angewöhnt, sein Leben lang immer direkt nach dem Essen die Zähne zu putzen, kann man starke Putzschäden erzeugen und sich den Zahnschmelz auf Dauer wegbürsten.

1.) Richtig Zähneputzen beginnt mit der Zwischenraumreinigung

Interdentalbürstchen und Zahnseide
Interdentalbürstchen und Zahnseide sind Hilfsmittel zur Zwischenraumreinigung

Viel zu wenige Leute verwenden Zahnseide oder spezielle Zwischenraumbürstchen, aber die Kontaktpunkte zwischen den Zähnen können nur damit wirklich gereinigt werden. Auch mit der besten Zahnputztechnik kann die Zahnbürste über 30 % der Zahnoberflächen niemals erreichen. Das bedeutet, wenn Sie keine Zahnseide verwenden, wird ein Drittel Ihrer Zähne nie geputzt! Bei den Kontaktpunkten zwischen zwei Zähnen bleiben immer Beläge zurück und Bakterien können dann rechts und links die beiden benachbarten Zähne zerknabbern. Karies entsteht am allerhäufigsten bei den Kontaktpunkten zwischen den Zähnen. Das bedeutet: Zahnseide muss immer zum täglichen Zähneputzen dazugehören! Zumindest einmal am Tag, am besten Abends vor dem Schlafengehen.

Karies beginnt meist am Kontaktpunkt zwischen den Zähnen
Karies beginnt meist am Kontaktpunkt zwischen zwei Zähnen

Ich empfehle eigentlich immer, die Zahnzwischenräume vor dem Zähneputzen zu reinigen. Dadurch vergisst man nicht darauf und beim Zähneputzen danach kann die Zahnpasta mit ihren Wirkstoffen auch besser zwischen den Zähnen einwirken.

Sie sollten sich das selbst als fixe Regel vornehmen: man darf abends nur zur Zahnbürste greifen, wenn man vorher die Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen verwendet hat. Sie werden merken, wenn Sie anfangs hier wirklich ganz konsequent mit sich selbst bleiben, wird das schon sehr bald keine Überwindung mehr sein. Im Gegenteil, ohne Zahnseide wird Ihnen dann sogar etwas fehlen!

Zwischenraumreinigung mit INTERDENTALBÜRSTCHEN:

So sehen Interdentalbürstchen aus
Interdentalbürstchen sollten jeden Tag verwendet werden
Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) empfiehlt in einer aktuellen Leitlinie , Interdentalbürstchen allgemein gegenüber der Zahnseide zu bevorzugen. Diese kleinen Bürsten (auch Zwischenraumbürstchen genannt) sind demnach einfacher anzuwenden und haben eine bessere Reinigungswirkung als Zahnseide. Außerdem können sie auch bei Brücken, bei fixen Zahnspangen oder geklebten Retainer-Drähten verwendet werden. Die Zahnseide soll somit nur noch dort angewendet werden, wo man mit den Bürstchen nicht dazu kommt. Auch für Leute mit Zahnfleischproblemen wie Parodontitis, Menschen mit größeren Zahnlücken oder Kronen und Brücken sind die Bürstchen unverzichtbar.
Wie verwendet man Zwischenraumbürstchen?

Man steckt sie einfach unten beim Zahnfleisch zwischen zwei Zähnen durch und bürstet so jeden Zahnzwischenraum ein- bis zweimal. Nach jeder Stelle sollte man das Bürstchen kurz ausspülen. Ein Bürstchen kann mehrere Tage verwendet werden, dann sollte es aus hygienischen Gründen weggeworfen werden.

Anwendung von Zwischenraumbürstchen
Die Anwendung von Zwischenraumbürstchen ist ganz einfach
Welche Zwischenraumbürstchen kaufen?

Die Interdentalbürstchen gibt es in vielen verschiedenen Größen. Bei den Schneidezähnen kann es sein, dass die Kontaktpunkte so eng sind, dass man nur mit den dünnsten Bürstchen durchkommt. Für andere Stellen sind diese Bürstchen dann aber zu fein und reinigen nicht ausreichend. Bei fehlenden Zähnen oder größeren Lücken braucht man daher dickere Bürstchen.

Verschiedene Isogrößen von Interdentalbürstchen
Achten Sie beim Kauf auf die passenden ISO-Größen

Die meisten Leute brauchen für die verschiedenen Stellen im Gebiss unterschiedlich große Bürstchen. Bei vielen Marken sind die verschiedenen Größen mit Farben markiert, damit man sich besser merken kann, welche Farbe bei welchen Zähnen passt. Bei seriösen Herstellern sind die Größen auch nach einem ISO-Standard normiert – das bedeutet, dass eine Bürste mit z.B. ISO-Größe 1 auch bei unterschiedlichen Herstellern den gleichen Durchmesser hat. Achten Sie darauf, dass das Bürstchen groß genug ist, um einen leichten Widerstand zu erzeugen, aber trotzdem fein genug, damit der Draht in der Mitte nicht an den Zähnen reibt. Lassen Sie sich von Ihrem Zahnarzt beraten, welche Bürstengrößen für Sie am besten geeignet sind.

Zwischenraumreinigung mit ZAHNSEIDE:

Wenn Sie mit den Zwischenraumbürsten an einzelnen Stellen nicht zurecht kommen, sollten Sie dort mit Zahnseide reinigen. Und das geht so:

Zahnseide-Technik:

Reißen Sie sich ein ungefähr 1 Meter langes Stück ab und wickeln Sie sich zuerst alles um die Finger der einen Hand. Spannen Sie ein sehr kurzes Stück zwischen den Fingern auf. Beginnen Sie mit einem Ende die ersten Zwischenräume zu reinigen und wickeln Sie dann nach und nach etwas auf die andere Hand auf. So bekommen alle Zahnzwischenräume ein frisches Stück und Sie schleppen nicht die Beläge und Bakterien von einem Zahn durch den ganzen Mund.

 

Wenn Sie zwischen zwei Zähnen sind, wird die Zahnseide zunächst am Kontaktpunkt gestoppt. Gehen Sie nicht mit Druck durch den Kontaktpunkt, sonst schnalzt die Zahnseide ins Zahnfleisch und Sie verletzen es. Auf Dauer würde das Zahnfleisch sich dann zurückziehen. Stattdessen machen Sie eine kleine Sägebewegung, nur um den Kontaktpunkt zu überwinden. Sobald Sie mit der Zahnseide durch den Kontaktpunkt durch sind, liegt sie wieder ganz locker zwischen den Zähnen. Die Zahnseide kann völlig ohne Druck ca. 1-2 mm unter das Zahnfleisch rutschen. Führen Sie die Zahnseide so weit unter das Zahnfleisch, bis sie einen minimalen Widerstand merken.

Die Schlaufe ist der Trick

Legen Sie dann eine Schlaufe um den einen Zahn. Also innen und außen soll die Zahnseide am gleichen Zahn anliegen. Mit dieser Schlaufe ziehen Sie den Zahnbelag ganz heraus. Achten Sie darauf, dass das Stück zwischen den Fingern nicht zu lang ist, da man sonst eine geringere Kontrolle hat und ein Schnalzen kaum verhindern kann. Gehen Sie nochmal in den selben Zwischenraum und legen Sie eine Schlaufe um den anderen Zahn herum. Nochmal ganz rausziehen.

Das war’s!

Jeder Zwischenraum wird also 2 Mal gereinigt, einmal eine Schlaufe um den einen Zahn, dann um den anderen Zahn. Bei den hinteren Zähnen muss man mit den Fingern innen und außen die Zahnseide nach hinten drücken (= Schlaufe um den hinteren Zahn) und beim zweiten Mal auf beiden Seiten nach vorne ziehen (= Schlaufe um den vorderen Zahn).

 

Am Anfang ist das Ganze nicht so einfach, viele Leute tun sich mit der Zahnseide sehr schwer. Nehmen Sie sich wirklich extra Zeit, um die Bewegungen zu üben und sie werden merken: schon bald wird das Ganze immer besser funktionieren und sie werden immer schneller.

Zahnseide gewachst oder ungewachst?

Bei der Zahnseide selbst ist ziemlich egal, ob das eine teure oder günstige ist, ob sie gewachst ist oder flauschig… da hat jeder eigene Vorlieben. Gewachste Zahnseide gleitet bei engen Kontaktpunkten leichter zwischen den Zähnen durch, schneidet dafür auch den Finger mehr ein und ist für die Hände nicht so griffig wie eine etwas dickere Zahnseide mit aufquellenden Fasern. Sie können auch sogenannte Zahnseide-Sticks ausprobieren, bei denen ein kleines Stück Zahnseide auf eine Halterung aufgespannt ist. Manche Leute tun sich damit ein bisschen leichter. Auch für das Zähneputzen bei Kindern sind Zahnseide-Sticks eine Erleichterung!

Richtig zähneputzen funktioniert mit Zahnseidesticks
Zahnseidestick: nach jedem Zahn mit Wasser abspülen
„Ich verwende keine Zahnseide, weil es blutet!“

Einige Leute meiden die Zahnseide, weil sie Zahnfleischbluten auslöst. Doch gesundes Zahnfleisch lässt sich kaum zum Bluten bringen. Wenn Ihr Zahnfleisch durch die Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen sehr leicht zu bluten beginnt, ist das ein Zeichen, dass es entzündet ist. Das nennt man Gingivitis (Zahnfleischentzündung). Diese kann leicht ausgeprägt sein (leichtes Bluten, erhöhte Empfindlichkeit an einzelnen Stellen im Mund) oder bei längerem Fortbestehen immer schlimmer werden (bis hin zu starkem Zahnfleischbluten auch beim Zähneputzen oder sogar beim Essen, Zahnfleisch-Anschwellung, Schmerzen, etc.).

Die Gingivitis wird durch schlecht geputzte Zähne ausgelöst: aufgrund von Belägen und Bakterien, die nicht jeden Tag gründlich entfernt werden.

 

Ihr Zahnfleisch blutet also weil Sie bisher keine Zahnseide verwendet haben. Lassen Sie sich dadurch nicht abschrecken! Sie können diesen Teufelskreis nur durchbrechen, wenn Sie trotz der anfänglichen Blutungen gründlich die Zwischenräume putzen – ja sogar dort, wo es blutet, verstärkt reinigen (vorsichtig und ohne Druck). Schon nach ein bis zwei Wochen werden Sie eine deutliche Besserung bemerken!

2.) Richtig Zähneputzen – WELCHE ZAHNPASTA?

Die Zahnpasta alleine hat bei Weitem nicht einen so starken Effekt, wie man vielleicht vermutet. Viel wichtiger ist das Bürsten selbst – und zwar mit der richtigen Zahnputztechnik.

 

Zur Vorbeugung gegen Karies sollte man bei der Wahl der Zahnpasta allerdings darauf achten, dass sie Fluorid enthält (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit, 2010 ). Auf der Packung steht dann z.B. Natriumfluorid, Zinnfluorid, Aminfluorid oder ähnliches. Das Fluorid verbindet sich mit dem Zahnschmelz und macht ihn von außen widerstandsfähiger gegen Karies. Wie eine Art Schutzfilm. Bei Zahnpasten, die mit einem Whitening-Effekt werben, die also ein Aufhellen der Zähne versprechen, muss man gut aufpassen! Sie haben sehr oft einen besonders starken Abrieb, das bedeutet: auf Dauer kann man sich damit den Zahnschmelz wegschleifen. Man sollte solche besonders aggressiven Zahnpasten lieber nur wenige Tage benutzen. Zum Aufhellen der Zähne sind eine professionelle Zahnreinigung in der Ordination und ein Beratungsgespräch mit einem Zahnarzt die bessere Wahl.

Zähne putzen mit Backpulver?

Vor Hausmittelchen wie Backpulver, Speisesoda, Natron, Zitronensaft, purem Speisesalz etc. muss ich an dieser Stelle ganz klar abraten! Diese werden im Internet oft als kostengünstige Geheimtipps für hellere Zähne präsentiert. Bestenfalls haben sie keine Wirkung. Aber mit etwas Pech werden der Zahnschmelz oder die Mundschleimhäute sogar geschädigt, etwa durch direktes Putzen mit (z.B. Zitronen-) Säure, die wie oben erwähnt den Zahnschmelz aufweicht. Langfristig wird die Oberfläche der Zähne rau, dadurch lagern sich Farbpigmente aus den Speisen noch leichter ein und die Zähne verfärben sich besonders schnell dunkel.

3.) Richtig Zähneputzen dank perfekter Zahnbürsten-Technik

Zahnbürste Tutorial

Beim Zähneputzen hängt das Ergebnis sehr stark davon ab, wie gründlich Sie reinigen. Stellen Sie sich vor, sie putzen einen sehr schmutzigen Wanderschuh mit einer Schuhbürste. Wenn Sie nur vier Mal fest über die Sohle fahren, ist der Schuh nachher nicht sauber. Sie müssen den Schuh drehen und wenden und die Bürste in vielen verschiedenen Winkeln und Richtungen über den Schuh führen. Für hartnäckige Stellen funktionieren am besten kleine, schnelle, ruckelnde oder kreisende Bewegungen.
Bei den Zähnen ist es genau das Gleiche. Wenn Sie mit einem großen Zahnbürstenkopf längs über mehrere Zähne gleichzeitig schrubben, wird jeder einzelne Zahn nicht gut genug geputzt. Gerade bei den problematischen Stellen zwischen zwei Zähnen kommen die Borsten gar nicht hin. Das wichtigste beim Zähneputzen ist daher, den Winkel stark zu verändern. Kippen Sie dazu die Bürste weit nach rechts und nach links, um schwierige Stellen besser zu erreichen.

Problemstellen beim Zähneputzen
Problemstellen bei einem großen Zahnbürstenkopf

Putzen Sie außerdem die schwierig zu erreichenden hinteren Zähne zuerst! Am Anfang vom Putzen hat man noch die meiste Konzentration. Nutzen Sie diese, um die schwierigsten Zähne zuerst zu putzen.

Elektrische Zahnbürste oder Handzahnbürste?

Grundsätzlich kann man mit beiden Zahnbürsten gute Putzergebnisse schaffen, aber auch mit beiden Zahnbürsten so schlecht putzen, dass die Zähne nicht wirklich sauber werden. Also es ist hier wieder eine Frage der Technik. Die Borsten lösen die Beläge immer bei bei einer Richtungsänderung. Das bedeutet je mehr Bewegungen ich mache, desto besser putzt die Bürste – und so hat sich gezeigt, dass es am sinnvollsten ist, sehr kleine kreisende oder rüttelnde Bewegungen zu machen. Mit der Hand schafft man ungefähr 300-400 Bewegungen pro Minute. Eine gute elektrische Zahnbürste kann sogar mehr als 30-40 Tausend Bewegungen pro Minute schaffen! Sie nimmt einem also nicht nur viel Arbeit ab, man kann damit auch deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Natürlich nur, wenn man sie auch richtig anwendet und an alle Zahnoberflächen hinführt.
Zusätzlich haben viele elektrische Zahnbürsten einen Drucksensor und leuchten rot auf, wenn man beim Putzen zu viel Druck anwendet.

Zahnbürste mit leuchtendem Drucksensor
Ein Drucksensor hilft gegen kräftige Hände

Unterschied Schallzahnbürste und rotierende Zahnbürste?

Zwischen elektrischen Rundkopfzahnbürsten (= rotierend-oszillierend) und Schallzahnbürsten gibt es nicht wirklich einen eindeutigen Unterschied. Es ist jedenfalls empfehlenswert, den kleinstmöglichen Bürstenkopf zu wählen, da man damit die schwierigsten Zahnoberflächen besser erreicht. Mit runden Bürstenköpfen kommt man auch zu den hintersten Zähnen sehr gut. Für Schallzahnbürsten gibt es neben dem klassischen, länglichen Kopf meist auch einen extra kleinen Aufsatz zu kaufen.

Schallzahnbürste und rotierend-oszillierende Zahnbürste im Vergleich
Schallzahnbürste (links) und rotierend-oszillierende Bürste (rechts)

Zähne putzen Anleitung:

Am Besten beginnen Sie also bei den hinteren Zähnen zu putzen. Denken Sie daran, dass es eine Kaufläche, eine Außenseite bei der Backe und eine Innenseite beim Gaumen oder bei der Zunge gibt. Mit dem kleinen, runden Bürstenkopf sollte man am besten Zahn für Zahn putzen. Je größer der Bürstenkopf ist, desto eher schrubbt man über mehrere Zähne gleichzeitig, was letztenendes nicht so gute Ergebnisse liefert.

Wichtig ist außerdem, dass man nicht nur die Zähne, sondern auch das Zahnfleisch mitputzt. Am Zahnfleischrand kleben die meisten Speisereste und Beläge. Dazu werden die Borsten in einem 45° Winkel in Richtung Zahnfleisch gedreht, sodass die Borsten auch ein bisschen unter das Zahnfleisch fahren können. Früher dachte man, dass so die Bakterien tiefer ins Zahnfleisch gedrückt werden könnten, aber inzwischen weiß man, dass das nicht stimmt.

45 Grad Winkel beim Zähneputzen
Mit einem 45° Winkel wird der Zahnfleischrand am besten geputzt

Achten Sie darauf, immer mit ganz wenig Druck zu putzen. Alleine der Druck, den die Wange auf den Bürstenkopf ausübt, ist schon ausreichend! Man muss nicht zusätzlich noch mit der Hand die Bürste gegen die Zähne drücken. Ein einfacher Trick ist, die Zahnbürste anstatt mit der Faust ganz zart wie einen Bleistift zwischen Daumen und Zeigefinger zu halten. Viele elektrische Zahnbürsten haben außerdem inzwischen ein rotes Lämpchen, das bei zu viel Druck angeht. Dieses Licht sollte während des Putzens wirklich niemals aufleuchten.

 

Sie sollten so putzen, dass die Borsten Ihrer Zahnbürste auch nach mehreren Monaten Verwendung nicht verbogen sind!
Dadurch wird das Zahnfleisch geschont und es gibt keine Gefahr, dass sich das Zahnfleisch durch zu viel Putzen zurückzieht. Wenn Sie empfindliches Zahnfleisch haben und es besonders schonen möchten, gibt es auch extra weiche Bürstenköpfe, die man oft an der Aufschrift „Sensitiv“ erkennt.

Und jetzt kommt einer der wichtigsten Punkte:

Richtig Zähneputzen heißt: Winkel verändern!

Die Winkel der Borsten müssen stark in jede Richtung gekippt werden
Kippen Sie die Zahnbürste weit in verschiedene Richtungen

Verändern Sie während des Putzens so oft als möglich die Winkel der Borsten: führen Sie die Zahnbürste in alle möglichen Richtungen. Der Bürstenkopf bleibt am selben Zahn, während die Hand sich von ganz weit links nach ganz rechts bewegt. Das ist am Anfang sehr ungewohnt. Aber je mehr Sie den Griff bewegen, desto eher kommen die Borsten zu den schwierigsten Stellen. Drehen Sie die Borsten während des Putzens weit nach rechts, nach links, nach oben und nach unten. Kontrollieren Sie sich dabei selbst im Spiegel! Wenn Sie unter der Dusche Zähneputzen oder während des Zähneputzens durch die Wohnung spazieren und andere Dinge im Kopf haben, wird die Qualität viel schlechter sein als wenn Sie mit voller Konzentration vor dem Spiegel stehen.

Beim Duschen sollte man nicht Zähne putzen
Häufiger Fehler: Zähneputzen unter der Dusche

Versuchen Sie jeden Tag anders zu putzen! Zum Beispiel absichtlich mit einem anderen Zahn als gewohnt beginnen oder auch mal mit der anderen Hand putzen! Denn wenn man jeden Tag gleich putzt, werden auch immer die selben Schwachstellen zu wenig geputzt. Sie sollten versuchen, nie in ein gewohntes Bewegungsmuster hineinzufallen.

Wie lange Zähneputzen?

Wenn Sie während dem Putzen alle Tipps aus dieser Anleitung beachten und anwenden, werden Sie merken, dass man mit 2 Minuten kaum auskommt. Ich würde daher eher 3-4 Minuten empfehlen. Bei neueren elektrischen Zahnbürsten kann man inzwischen den Timer oft auf mehr als 2 Minuten einstellen. Außerdem piepsen viele Modelle während dem Putzen insgesamt vier Mal, sodass man die vier Quadranten (also die Zähne rechts oben, links oben, rechts unten und links unten) alle ungefähr gleich lang putzt. Und keine Sorge – solange Sie wirklich darauf achten, wenig Druck beim Putzen anzuwenden, kann auch zu langes Putzen keinen Schaden anrichten.

4.) ZUNGENREINIGUNG SINNVOLL ODER NICHT?

Zum richtig Zähneputzen gehört auch die Zungenreinigung.

Genau wie die Zähne soll man auch jeden Tag morgens und abends die Zunge reinigen. Sie ist nämlich ein perfekter Nährboden für Beläge und Bakterien. Wenn sie nicht geputz wird, kann das ein Grund für Mundgeruch sein, den man selbst leider selten bemerkt!

 

Die Zungenreinigung ist zum Glück ganz einfach und geht super schnell!

 

Verwenden Sie dafür am Besten einen Zungenreiniger (auch Zungenbürsten, Zungenschaber oder Zungenkratzer genannt) – dieser ist extra für die Reinigung der Zunge gemacht.
Spülen Sie nach dem Zähneputzen den Mund aus, nehmen Sie einen Zungenreiniger, strecken Sie die Zunge weit heraus und ziehen Sie die Beläge von GANZ HINTEN nach vorne Richtung Zungenspitze ab. Wiederholen Sie das ganze 3 bis 4 Mal und spülen Sie zwischendurch den Mund und den Zungenreiniger immer gut aus.

Zungenreiniger in Form einer Zungenbürste
Richtig Zähneputzen dank Zungenreiniger

Sie können statt eines Zungenschabers auch Ihre sauber gespülte Zahnbürste verwenden. Eine elektrische Zahnbürste können Sie beim Putzen der Zunge auch einschalten. Zungenschaber sind jedoch etwas effektiver, zudem langlebiger, leichter zu reinigen und lösen nicht so leicht einen Würgereflex aus.

5.) Richtig Zähneputzen – weitere Zahnpflegeprodukte

Bei einem jungen, gesunden Gebiss reicht das tägliche Reinigen mit Zahnseide und Zahnbürste aus. Manche Menschen brauchen aber für ein gutes Ergebnis noch zusätzliche Hilfsmittel. Wenn Ihr Zahnarzt immer wieder neue Problemstellen findet, ist das ein Zeichen, dass Sie Ihre Zahnputztechnik noch verbessern können!

Fluoridierung

Gerade wenn man immer wieder neue Probleme mit Karies hat, sollte man sich auch über Fluoridierung Gedanken machen. Hierzu empfehle ich, zu Hause beim Kochen nur noch fluoridiertes Speisesalz zu verwenden. Dieses gibt es beinahe in jedem Supermarkt, man muss einfach darauf achten, dass es nicht nur jodiert, sondern auch fluoridiert ist – meist erkennbar an einer gelben Packung. Das fluoridierte Salz eignet sich für die ganze Familie und ist besonders für Kinder sehr wichtig für eine gesunde Zahnentwicklung. Darüber hinaus ist für alle, die unter Karies leiden, ein Fluorid-Gel sehr zu empfehlen. Das ist ein Dentalgel mit 1,25% Fluorid, das es in der Apotheke zu kaufen gibt. Hiervon wird eine erbsengroße Portion einmal pro Woche mit der Zahnbürste zwei Minuten lang auf die frisch geputzten Zähne einmassiert. Die regelmäßige Anwendung macht den Zahnschmelz widerstandsfähiger gegen Kariesbakterien. Beispiele wären:
Ist Fluorid gefährlich für die Zähne?

Hier kann ich Sie ganz klar beruhigen! Es besteht absolut kein Grund zur Sorge! Bei Produkten mit Fluorid sind die positive Wirkung und die gute Verträglichkeit seit vielen Jahren durch zahlreiche Studien nachgewiesen.* In manchen Ländern (z.B. USA oder Australien) wird sogar das Trinkwasser fluoridiert, um die Bevölkerung vor Karies zu schützen. Bei uns in Österreich gibt es das nicht, wir müssen uns selbst um die korrekte Zufuhr kümmern (z.B. fluoridiertes Speisesalz). Wichtig ist die richtige Dosierung. Selbstverständlich kann eine Überdosis gefährlich werden, z.B. wenn ein Kleinkind eine ganze Tube Zahnpasta isst.

Oft wird allerdings das harmlose Fluorid mit dem giftigen Fluor verwechselt. Das sind zwei völlig unterschiedliche Substanzen, deren Eigenschaften man nicht in einen Topf werden darf.

Manche Unternehmen haben aus der Angst vor Fluorid ein Geschäft gemacht und Produkte entwickelt, die extra damit werben, kein Fluorid zu enthalten! Das ist aber, als würde man auf die Packung schreiben: „Ohne Wirkung!“

Wann benutzt man Mundspülung?

Eine Mundspüllösung kann verwendet werden, um nach Zahnseide und Zähneputzen den Zahnschmelz extra zu stärken und Bakterien zu bekämpfen. Leider kann Sie beides nicht ersetzen, sondern ist eben nur zusätzlich sinnvoll. Wenn die Beläge auf den Zähnen nicht vorher weggeputzt wurden, kommt die Spülung gar nicht bis zur Zahnoberfläche.

Welche Mundspülung?

Verwenden Sie klassische Mundwasser, die Sie im Supermarkt oder der Drogerie finden. Die speziellen Mundspülungen aus der Apotheke sollten Sie nur nach Rücksprache mit Ihrem Zahnarzt verwenden. Sie sind meistens auf Dauer zu aggressiv und können z.B. die Zähne langfristig braun verfärben.

Kontrolle mit PLAQUEANFÄRBUNG

Mit Färbetabletten aus der Apotheke können Sie ab und zu überprüfen, ob Sie überall sauber geputzt haben. Das macht Kindern Spaß, ist aber auch für Erwachsene sinnvoll! Ganz am Ende, nachdem Sie bestmöglich geputzt und ausgespült haben, zerbeißen Sie eine Tablette und lassen sie eine Minute im Mund. Danach mehrmals den Mund ausspülen, bis beim Spucken keine Farbe mehr mitkommt. Wenn Sie jetzt im Spiegel ganz genau kontrollieren, sehen Sie, wo überall schlecht geputzt wurde. Die unsichtbaren Beläge auf den Zähnen (Zahnbelag = „Plaque“) sind nun rosa angefärbt. Sie werden überrascht sein, wie viele Beläge nach dem Zähneputzen immer noch auf ihren Zähnen kleben! Hier sollte man nochmals ganz gezielt mit einer Zahnbürste und ohne Zahnpasta nachputzen. So lernt man spielerisch, wo die eigenen Schwachstellen liegen und wie man sie am besten putzt.

Superfloss-Zahnseide

Für Personen mit Brücken, fixer Zahnspange oder Implantatkonstruktionen, wo man mit der Zahnseide nicht zwischen den Zähnen durchkommt, gibt es eine spezielle Superfloss-Zahnseide. Diese hat ein verstärktes Ende, mit dem man die Zahnseide beim Zahnfleisch zwischen den Zähnen durchfädeln kann, um z.B. die Unterseite von Brücken zu reinigen. Den gleichen Zweck haben auch Zahnseideneinfädler, die einem helfen, normale Zahnseide zwischen zwei Zähnen durchzustecken.

Superfloss Zahnseide hat ein versteiftes Ende
Mit dem verstärkten Ende kann man unter Brücken oder Zahnspangen durchfädeln

Zahnpflege-Kaugummi

Ein zuckerfreier Kaugummi nach dem Essen regt den Speichelfluss an und hilft dadurch, Speisereste schneller und besser wegzuspülen und den PH-Wert im Mund zu neutralisieren. Dadurch wird der Zahnschmelz geschützt. Das regelmäßige Kauen zuckerfreier Kaugummis nach dem Essen schützt nachgewiesenermaßen gegen Karies und wird daher empfohlen.*
Allerdings wird durch häufiges Kaugummikauen das Kiefergelenk mehr belastet. Personen mit Kiefergelenksproblemen sollten daher darauf verzichten.

6.) Regelmäßige Kontrolle

Wie oft zum Zahnarzt gehen?

Die zahnärztliche Kontrolle ist grundsätzlich zweimal im Jahr empfohlen! Dadurch kann man Probleme frühzeitig erkennen und beheben, bevor es zu einer großen Füllung oder sogar zu einer Wurzelbehandlung kommt. Bei den meisten Menschen ist einmal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung (auch als Mundhygiene bekannt) empfohlen. Manche Patienten brauchen das deutlich öfter, z.B. alle 3 Monate. Wenn Sie zu Hause sehr gut putzen und alle Tipps aus dieser Anleitung gut umsetzen, ist wahrscheinlich auch die professionelle Mundhygiene nicht so oft notwendig.

Haben Sie sich jetzt tatsächlich den ganzen Text bis zum Schluss durchgelesen?

Gratulation! Sie werden es nicht bereuen! Mit dieser Anleitung ist es möglich, ein Leben lang gesunde Zähne zu behalten.

 

Ich hoffe wirklich, dass diese Tipps Ihnen helfen, Ihre Zahnputztechnik zu optimieren!

 

Alles Gute!

 

Dr. Lukas Hallmann

Portrait von Zahnarzt Wien Dr. Lukas Hallmann